«Exsurge Domine – Wach auf Herr!»

Der Gregorianische Choral und die Theologie der Fastenzeit

Die Zeiten sind hart. Gewohnte Strukturen zerfallen, sicher Geglaubtes wird fragwürdig, was die Zukunft bringt, scheint ungewiss. Die Seele vieler Menschen leidet. – Und Gott schläft?!

Solange es Menschen gibt, litten sie unter schwierigen Zeiten, unter äusseren Feinden und innerer Not, körperlichen Schmerzen und seelischer Pein. Die Psalmen geben davon ein beredtes Zeugnis ab . Hier nehmen Menschen Zwiesprache mit Gott, unmittelbar, direkt, deutlich, lebensnah. Seine Bilder und Motive schöpft der Gregorianische Choral aus dieser Quelle, sein Repertoire erreicht in der vorösterlichen Busszeit einen eindrucksvollen Höhepunkt, an dem er das Streiten mit und Zweifeln an Gott in grosser Emotionalität zur Sprache, zum Klingen bringt. Erfüllung findet das Klagen und Zweifeln dabei stets in der liebevollen, hoffnungsfrohen Hinwendung des rufenden Ich zum «Deus meus», zum hörenden Du Gottes.

Der Kurs richtet sich an Frauen und Männer mit Singerfahrung, die an einem sehr persönlichen Zugang zur Fastenzeit – vermittelt durch den Gregorianischem Choral – und klösterlicher Lebensweise interessiert sind. Er findet im Kloster Kappel statt, ehemals Zisterzienserkloster und heute Seminarhaus der Ref. Landeskirche im Kanton Zürich. Zielsetzung des Kurses ist ein singendes Beten anhand ausgewählter Beispiele der 1000-jährigen St. Galler und Einsiedler Tradition, gesungen nach altem Brauch, auswendig und nach Noten. Wir fügen uns in die liturgische Gestaltung des Tages im Kloster Kappel ein. Den Abschluss bildet ein gesungenes lateinisches Nachtgebet am Samstag in der Klosterkirche.