«Da pacem, Domine! – Verleih uns Frieden, Herr!»

Der Gregorianische Choral im Spiegel der Reformation

13. bis 15. Oktober 2017 (Freitag 18:00 Uhr bis Sonntag 13:30 Uhr)
Kloster Kappel am Albis (Schweiz)

In diesem Jahr jährt sich der Thesenanschlag zu Wittenberg zum fünfhundertsten Mal. Dies war der Anfang einer neuen Epoche, aber was sich da ereignete, kam nicht von ungefähr, sondern wurzelte in einer 1500jährigen Geschichte und Tradition. Es war keine Neuschöpfung, sondern Reformation, d. h. Umformung, Neuformung der Kirche und Rückbesinnung der Theologie.
Martin Luther und andere Reformatoren entdeckten als ideales Mittel zur Verbreitung ihrer Lehren das Kirchenlied. Damit schufen sie nicht völlig Neues, sondern schöpften aus dem reichen Fundus ihrer geistigen Vorfahren. Bei genauer Analyse reformatorischer Lieder kann man zahlreiche Spuren der alten lateinischen Tradition entdecken, viele gregorianische Gesänge identifizieren, die als Vorlage dienten und deren Theologie der neuen Lehre in mancherlei Weise ähnlich ist.
Luther z. B. verdeutsche in seinem Adventslied Nun komm, der Heiden Heiland (Reformiertes Gesangbuch 358) den Hymnus Veni redémptor géntium des Ambrosius von Mailand (4. Jh.). Auch Thomas Müntzer übersetzte lateinische Hymnen, etwa Gott, heilger Schöpfer aller Stern (RG 359) nach Cónditor alme síderum aus dem 9. Jh. Für Calvin dagegen waren allein die Psalmen im Gottesdienst singbar, also die ureignen Lieder und Gesänge der hebräischen Bibel. Somit brachte er das Kernrepertoire des Stundengebetes in den reformierten Gottesdienst, das schon Benedikt von Nursia für sein Kloster geordnet hatte, und wie es über Jahrhunderte auch in Kappel erklang.
Nicht zuletzt Luthers Friedens-Antiphon, die er in unfriedlicher Zeit übersetzte, klingt aus alter Zeit in deutscher Sprache bis heute und hat nichts an Aussage und Kraft verloren: Da pacem, Dómine, in diébus nostris! Quia non est álius, qui pugnet pro nobis, nisi tu Deus noster. — Verleih uns Frieden gnädiglich, Herr Gott, zu unsern Zeiten. Es ist doch ja kein andrer nicht, der für uns könnte streiten, denn Du, unser Gott, alleine! (RG 333 & 332).

Der Kurs richtet sich an Frauen und Männer, die am gesungenen Gebet in Gestalt des Gregorianischen Chorals und an Bezügen zur Reformation interessiert sind. Er findet im Kloster Kappel statt, ehemals Zisterzienserkloster und heute Seminarhaus der Ref. Landeskirche im Kanton Zürich. Zielsetzung des Kurses ist ein singendes Beten anhand ausgewählter Beispiele des Gregorianischen Chorals und von reformatorischen Kirchenliedern und Gesängen. Wir fügen uns in die liturgische Gestaltung des Tages im Kloster Kappel ein und werden am Samstag ein Abendgebet in der Klosterkirche singen sowie voraussichtlich im Sonntagsgottesdienst der Gemeinde mitwirken.

Weitere Informationen:
Kursausschrieb auf der Seite des Klosters Kappel
Kursflyer